Kölner Appell zum Jahrestag von Hiroshima

06.08.2009
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Für eine atomwaffenfreie Welt!
Der 6. August 1945 veränderte die Weltgeschichte mit einem Schlag: Der gleißende Blitz und die pilzförmige Wolke über Hiroshima und Nagasaki wurden zum Symbol für die apokalyptische Zerstörungskraft atomarer Waffen, deren Zähmung seitdem die Weltpolitik bestimmt. Über die Zahl der Todesopfer gibt es keine genauen Angaben. Die Gesamtzahl einschließlich derjenigen, die an den Langzeitfolgen der Strahlung starben, wird aber auf über 200.000 Menschen geschätzt.

Die Konsequenz aber war nicht eine weltweite Ächtung der Atomwaffe; ihr gewaltiges Vernichtungspotenzial entwickelte sich im Gegenteil zu einem Machtfaktor der internationalen Politik. Auch mit dem Ende des Ost-West-Konflikts war die atomare Gefahr keineswegs gebannt. Die große Zahl neuer Atomwaffen, der Handel mit Nuklearmaterial, die neu entwickelten technischen Möglichkeiten zu begrenzten atomaren Schlägen und das Streben weiterer Länder nach Atomwaffen stellen weiterhin eine existenzielle Bedrohung für die Menschheit dar.

Als sich die Initiatoren dieses Aufrufes vor einem Jahr in Köln trafen, galt die Forderung nach Abrüstung oder gar nach Abschaffung aller Atomwaffen noch als utopisch. Im April dieses Jahres hat der amerikanische Präsident, Barack Obama, in Prag die Vision einer nuklearwaffenfreien Welt entworfen. Auch der russische Präsident Medwedew hat hierfür seine prinzipielle Bereitschaft signalisiert. Dabei ist der Weg zur Abschaffung aller Atomwaffen noch weit: Weltweit existieren immer noch mehr als 25.000 atomare Sprengköpfe. In 40 Staaten der Welt lagern ca. 2.500 Tonnen Spaltmaterial, aus denen theoretisch weitere 200.000 Kernwaffen gebaut werden könnten. Deshalb muss die Bedeutung der Atomwaffen insgesamt verringert und das nukleare Tabu gestärkt werden. Wenn die Zahl der Nuklearwaffen drastisch verringert werden soll, müssen die Vereinigten Staaten und Russland, die zurzeit noch über mehr als neunzig Prozent der vorhandenen Systeme verfügen, mit gutem Beispiel vorangehen. Die Einigung von Moskau über ein START-I-Nachfolgeabkommen kann hier nur ein erster Schritt sein. Vor allem müssen die taktischen Atomwaffen so schnell wie möglich aus den Arsenalen der Atomwaffenmächte verschwinden. Ein erster wichtiger Schritt wäre der schnelle Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland. Die Überprüfungskonferenz für den Nichtverbreitungsvertrag 2010 bietet zudem Gelegenheit, den Prozess atomarer Abrüstung zu intensivieren. Die Aufnahme von Verhandlungen über eine Nuklearwaffenkonvention wäre ein entscheidender Schritt. Ein neuerliches Scheitern und damit eine weitere Erosion des globalen Nichtverbreitungsregimes muss verhindert werden.

Die Schrecken von Hiroshima und Nagasaki dürfen sich niemals wiederholen! Deshalb appellieren wir an die Regierungen der Atommächte den Weg zur Abrüstung hin zu einer atomwaffenfreien Welt konsequent zu Ende zu gehen!

Dr. Lale Akgün, MdB (SPD), Niels Annen, MdB (SPD), Volker Beck, MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Erika Bosch (Menschen für den Frieden Düsseldorf), Reiner Braun (IANANA), Dr. Angelika Claußen (IPPNW), Martin Dörmann, MdB (SPD), Jan Gildemeister (Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden), Wolfgang Gehrcke, MdB (Die Linke), Christof Grosse (Pax Christi), Dr. Werner Hoyer, MdB (FDP), Prof. Karl Lauterbach, MdB (SPD), Ulla Lötzer, MdB (Die Linke), Kerstin Müller, MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Dr. Rolf Mützenich, MdB (SPD), René Röspel, MdB (SPD), Paul Schäfer, MdB (Die Linke), Otmar Steinbicker (Vorsitzender des Aachener Friedenspreis e.V.), Christoph Strässer, MdB (SPD), Andreas Weigel, MdB (SPD), Uta Zapf, MdB (SPD)

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