6. Dezember 2012 - Reisetagebuch Santiago de Chile (3)
Die Linke Lateinamerikas diskutiert auch hier in Chile über Schlussfolgerungen aus den gesellschaftlichen Veränderungen. Der Wahlsieg von Chavez in Venezuela war ein wichtiges Signal, dass der Linkstrend nicht gebrochen ist. Die Putsche in Honduras und Paraguay, der Sieg der Rechten in Guatemala und ein zunehmender Druck auf die Regierungen in Bolivien und anderen Ländern zeigen aber auch deutlich, dass die politischen Gegner nicht aufgeben und noch immer gehörige Macht besitzen.
Über Inhalte, Formen, Widersprüche und Chancen des Sozialismus wird hier auf der Konferenz diskutiert. Mein Beitrag für heute Abend wird sich um die neuen Herausforderungen der Klassenauseinandersetzung im 21. Jahrhundert drehen, das war der Wunsch der Gastgeber. Die Thesen, die ich mir vorher notiert habe, könnt ihr hier schon einmal nachlesen. An eurer Meinung bin ich natürlich ebenso interessiert.
Die Nachricht, dass der große brasilianische Architekt Oscar Niemeyer heute Nacht im Alter von 104 Jahren verstorben ist, erreicht uns beim Frühstück. Sein Tod löst überall Betroffenheit aus. Niemeyer war einer der großen Architekten des 20. und 21. Jahrhunderts. Niemeyer in der Architektur und im Denken, Hobsbawm in historischer Forschung und Interpretation – diese Verluste gehen tief und müssen erst einmal verarbeitet werden.
„Der Architekt muss erkennen, dass Menschen wichtig sind. Weil sonst nichts wichtig ist.“