Die Bedeutung der Zimmerwald-Konferenz bei Bern für die Friedenskräfte heute

14.10.2015
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Bernhard Trautvetter

Die Bedeutung der Zimmerwald-Konferenz bei Bern für die Friedenskräfte heute Vor einhundert Jahren, vom 5. bis zum 8. September 1915 trafen sich 38 international aktive ‚Marxistische SozialdemokratInnen‘, darunter Lenin, Trotzki und Willi Münzenberg, ein in der späteren Weimarer Republik bündnispolitisch sehr erfolgreiches Gründungsmitglied der KPD. Das von Manifest von Zimmerwald wurde in der Endredaktion von Trotzki und dem damals international bekannten sozialistischen Kriegsgegner Robert Grimm verfasst. Einer der zentralen Sätze ist: „Niemals in der Weltgeschichte gab es eine dringendere, eine höhere, eine erhabenere Aufgabe, deren Erfüllung unser gemeinsames Werk sein soll. Kein Opfer zu groß, keine Last zu schwer, um dieses Ziel: den Frieden unter den Völkern zu erreichen.“ In der internationalen Politik gab es 1915 keine andere Initiative neben der Zimmerwälder Konferenz, die ein Ende des Krieges forderte. In den kriegsteilnehmenden Ländern galt diese Forderung als Landesverrat. Ein Ende des Krieges 1915 hätte nach dem schon beklagtenGemetzel im ‚Menschenschlachthaus‘ (so das Zimmerwalder Manifest) den Tod, die Traumatisierung und Invalidenschaft von weiteren Millionen Menschen verhindert. Das Manifest forderte: „Ein solcher Friede ...ist nur möglich unter Verurteilung jedes Gedankens an eine Vergewaltigung der Rechte und Freiheiten der Völker.“ Das Manifest wurde weltweit verbreitet, sozialistische Friedenskräfte u.a. auch in den USA und in Südafrika schlossen sich dem Manifest an. „Die Aufstände, Demonstrationen und Streiks von 1916/17 in Europa waren vielleicht auch den Geist von Zimmerwald zurückzuführen.“ (Prof- Julia Richers. Uni Bern in d. Berner Zeitung, 3.9.2015) Heute, 100 Jahre später, erklärt die Nato einen großen Krieg in Europa für möglich (Future Vector Part I, JAPCC Kalkar 2014, S. 141). Sie stellt dafür einen ‚angemessenen Mix‘ konventioneller und nuklearer Potentiale bereit (S. 70). In anderen Worten: Angesichts der Atomkriegsgefahr in Europa gilt: ‚Niemals in der Weltgeschichte gab es eine dringendere, eine höhere, eine erhabenere Aufgabe, deren Erfüllung unser gemeinsames Werk sein soll. Kein Opfer zu groß, keine Last zu schwer, um dieses Ziel: den Frieden unter den Völkern zu erreichen.‘ (Z.-Manifest) Die Zimmerwald-Konferenz stellte bündnispolitisch ein wichtiges Ereignis dar: Einerseits grenzte sich die Konferenz gegen Kräfte aus der Arbeiterbewegung der Vorkriegszeit ab, die mit opportunistischen Worten in das jeweils nationale Lager der Kriegs(be)treiber überliefen. Zum anderen war das Spektrum der TeilnehmerInnen,wie sich nicht nur an Lenin und Trotzki zeigte, auf der Basis einer prinzipiellen Gegnerschaft zu Militarismus und Krieg uneinheitlich und fand, vom Gemeinsamen ausgehend, zu einem Manifest, das die Arbeiter- und demokratische Bewegung noch während des Krieges motivierte. Wir brauchen auf den klaren Positionen der Friedensbewegung – das ist der Antifaschismus, Pazifismus und damit Humanismus – eine flexible Bündnispolitik, die das Gemeinsame in den Vordergrund stellt, und die die Gefährlichkeit der Strategien der Militaristen offenbart, die sich militärisch für einen großen Krieg in Europa wappnen. Und wir haben die Verantwortung, unter Verweis auf die bisherigen Erfolge der Bewegung gegen die Atomrüstung, die Mittelstreckenraketen usw. aufzubauen. Das Bewusstsein, dass Erfolge möglich sind, kann mehr Menschen motivieren, aktiv zu werden. Und im Sinne des Spruches von Marx und Engels am Schluss des Manifestes „Proletarier aller Länder vereinigt Euch!“ ist die Friedensbewegung wirksamer, wenn sie wie damals international vernetzt auftritt

 

Anmerkung:

Vor Zimmerwald tagten die sozialisitischen Frauen und die Jugend. Siehe angehngte Datei. Was man über die Zeit der Zimmerwald-Konferenz vor 100 Jahren sagen kann: Es waren nur die SozialistInnen, die auf internationlaer Bühne mit Vertretungen aus kriegsbeteiligten Staaten noch dazu breit beachtete Friedensappelle zuwege brachten. Dabei dann, wie die überlieferten Dokumente zeigen, zuerst die Frauen und die Jugend.