Nur weil einer Kommunist ist, muss er nicht Unrecht haben

Kurzintervention in der Debatte zum neuen Afghanistan-Mandat
03.12.2015
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Nachdem Herr Staatssekretär Brauksiepe in Antwort auf die Rede des Abgeordneten zur Verlängerung des Afghanistan-Mandates doch etwas "daneben gegriffen" hatte, wurde eine Kurzintervention von Wolfgang Gehrcke nötig:

Herzlichen Dank, Frau Präsidentin. - Herr Brauksiepe, ich kann nachvollziehen, dass es Sie verwundert, dass hier im Parlament Leute sitzen, die vor ihrer Vergangenheit nicht weglaufen und sich ihrer Vergangenheit stellen. Ich brauche auch keine Weißwaschanlage einer anderen Partei. Ich habe so oft in diesem Parlament erklärt - aber Sie hören ja nie zu; Sie wollen auch nichts aufnehmen -, dass ich mit den gleichen schlechten Argumenten, die Sie jahrelang hier gebraucht haben, den sowjetischen Militäreinsatz in Afghanistan gerechtfertigt habe. Im Ergebnis war dieser Einsatz jedoch falsch und ist gescheitert.

(Beifall bei der LINKEN)

Gehen Sie doch einmal Ihren Argumenten nach! Davor drücken Sie sich. Sie glauben, dass ein Hinweis reicht, dass jemand einmal Kommunist gewesen ist oder von mir aus Kommunist ist. Man kann schlechte Argumente vorbringen. Man kann aber auch irgendwann einmal begreifen, dass die Argumente nicht stimmig waren und dass man die Politik, die man in der Vergangenheit falsch bewertet hat, anders bewerten muss. Das ist meine Position. Ich möchte nicht den gleichen Unsinn mit anderen Deutungen heute wiederholen, den ich damals zum sowjetischen Militäreinsatz in Afghanistan gesagt habe. Ich kann Ihnen ja einmal aus den Programmen vorlesen, die die Machthaber damals vorgelegt haben. Diese betreffen die Bildungspolitik und die Bodenreformen. Es waren auch sehr viele vernünftige Sachen enthalten. Eines ist aber klar: Man kann Textilien exportieren, man kann aber keine Revolution exportieren. Man konnte sie nicht nach Afghanistan exportieren, und man wird sie nicht in andere Teile dieser Welt exportieren können. Verstehen Sie doch endlich, dass man die eigene Politik auch einmal kritisch zu betrachten hat, wenn man etwas neu gestalten will. - Ich wollte es Ihnen nicht ersparen, sich das anzuhören.

(Beifall bei der LINKEN)