Ça ira Nr. 152: Da sind wir aber immer noch (13112017)

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Da sind wir aber immer noch


Ob mit oder ohne Bundestags-Mandat für mich: Politik mache ich weiter, in der Internationalen Politik mische ich mit, Ca Ira bleibt. Es bleibt auch bei einer radikalen Analyse, frecher Sichtweise und wahrheitsgetreuter Information.

Und hier die Infos, wie Ihr mich erreicht:
Mail: post@wolfgang-gehrcke.de
Website: www.wolfgang-gehrcke.de
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Dieser Ca Ira enthält zuerst den Dank des kubanischen Außenministers für unsere Hurrikan-Hilfe. Dank auch vom Kinderkrankenhaus in Gorlowka mit der Bitte um eine konkrete einzelne Unterstützung.  Wir berichten vom „Dialog an der Wolga“, einem internationalen Treffen für Frieden und Partnerschaft in Wolgograd mit interessanten Ideen für deutsch-russische Zusammenarbeit von unten. Endlich setzen wir uns mit einem quasi durch Deutschland tourenden Denkmal für terroristische Geiselnehmer auseinande; nach Dresden steht es derzeit vor dem Brandenburger Tor.

 

Dank aus Kuba


Unsere Spendenaktion für die Hurrikan-Opfer auf Kuba hat insgesamt 165.000 Euro auf dem Konto des Netzwerkes Kuba zusammengebracht. Das ist ein ganz wunderbares und bewegendes Ergebnis. Dafür bedankt sich der kubanische Außenminister, Bruno Rodriguez Parrilla, bei mir. Er gilt natürlich in erster Linie Euch und sei hier weitergegeben:

Exzellenz,

ich danke Ihnen auf das Herzlichste für Ihre aufrichtige Anteilnahme und die Solidarität im Zusammenhang mit dem Durchzug des Hurrikans Irma über kubanisches Territorium.

Nehmen Sie meine ausgezeichnete Hochachtung entgegen.

Bruno Rodriguez Parrilla
Außenminister der Republik Kuba

 

Ein Patientenfahrstuhl für Gorlowka


Zwei Jahre nach der großartigen Hilfsaktion für das Kinderkrankenhaus in Gorlowka in der Ostukraine – damals hatten 1200 Einzelpersönlichkeiten und Gruppen über 140 000 Euro gespendet – hatten wir uns kürzlich noch einmal vor Ort davon überzeugen können, wie groß die Bedeutung dieser Zuwendung für das Krankenhaus war und wie verantwortlich die Mittel eingesetzt wurden (s. Bericht im letzten Ça ira 151). Unsere Freundinnen und Freunde in Gorlowka wissen, dass wir die Spendenaktion nicht fortführen können, dazu fehlt uns die Infrastruktur einer humanitären Organisation.

Die Erfüllung einer Bitte aber hatten wir - wie schon berichtet - noch zugesagt:
Ihr Fahrstuhl für Krankentransporte ist kaputt. Jetzt müssen über enge Treppen kranke Kinder bis in den fünften Stock getragen werden. Seine Reparatur kostet 1 500 Euro. In Deutschland eine relativ geringe Summe, in Gorlowka ein kleines Vermögen.
Einige Spenden sind schon eingegangen, dafür herzlichen Dank. Einiges fehlt noch.
Wer kann und möchte, überweise bitte etwas Geld
auf das Konto von Wolfgang Gehrcke-Reymann, IBAN DE80 1005 0000 4184 6308 00, Stichwort: Gorlowka.
Vor dem 1. Dezember wollen wir das Geld nach Gorlowka überweisen und darüber berichten.

 

Die Kraft der Volksdiplomatie


Dialog an der Wolga

Unter unfassbar vielen Opfern errang die Rote Armee im Winter 1943 den Sieg über die faschistische Wehrmacht in der Schlacht um Stalingrad. Sie wurde zum Symbol der Wende im II. Weltkrieg. Das heutige Wolgograd reicht den Feinden von damals die Hand zur Zusammenarbeit. Seine Universität beherbergt das „Zentrum für Volksdiplomatie“ und seine Stadtverwaltung beherzigt sie. Zum vierten Mal hatte sie zum „Dialog an der Wolga“ geladen. 500 Politiker, Politikerinnen, Repräsentanten gesellschaftlicher Formationen waren der Einladung gefolgt, unter ihnen Matthias Platzek, Vorsitzender des deutsch-russischen Forums, Dietmar Bartsch, Vorsitzender der Linksfraktion im Deutschen Bundestag, und Wolfgang Gehrcke. Volksdiplomatie, so Gehrcke im Interview mit Russland-News, könne staatliche Politik zwar nicht ersetzen, sie könne aber in Auseinandersetzung mit Konfontation und Kaltem Krieg der Entfremdung zwischen den Völkern entgegenwirken, die öffentliche Meinung und endlich auch staatliches Handeln beeinflussen.

Am Ende der Sackgasse steht die Wand

Die Politik von Sanktionen und Isolation Russlands hält er weiterhin für kreuzgefährlich, obwohl oder vielmehr weil sie bereits gescheitert ist: „Und wenn man in der Sackgasse ist, hat es keinen Zweck, weiter voranzugehen, dann rennt man nur gegen eine Wand.“ Wichtig wären jetzt nicht nur Worte, sondern praktische Zeichen des guten Willens. Eine Idee: Obwohl Deutschland seit Jahren die Verhandlungen zum visafreien Reiseverkehr mit Moskau auf Eis gelegt habe, könne doch Russland für die Dauer der Fußball-WM auf Visa für deutsche Fans verzichten.
Die deutsche Delegation war unter den Gästen aus neun Ländern die größte. „Je größer die Probleme, desto größer die Delegation“ so Gehrcke. „Ich mache mich dafür stark, dass die Russland-Politik einen gemeinsamen Korridor zwischen SPD und Linken schafft. Man darf die Hoffnungen dabei nicht zu hoch hängen. Aber ich habe mich gefreut, dass die sozialdemokratischen Kollegen hier mehrfach auf die heutige Bedeutung der neuen Ostpolitik von Willy Brandt und Egon Bahr verwiesen haben. Diese Position würde ich für die Linken mittragen. Eine Komponente dieser Politik war ja, vorhandene Differenzen, z.B. zur Anerkennung der DDR, nicht zu unüberwindlichen Hindernissen von zwischenstaatlichen Beziehungen aufzubauschen. Das träfe heute auf den Umgang mit der Krim-Frage zu. Aber es muss jetzt auch etwas passieren. Wir dürfen im Bundestag der AfD keine Chance geben, sich unwidersprochen als Freunde Russlands darzustellen. Die AfD ist auch in der Russland-Frage reaktionär, denn sie bekennt sich zur NATO und zur Aufrüstung. Ihr ideologischer Kopf Gauland bejubelt die Soldaten der Wehrmacht, die so viel Leid über die Bevölkerung der Sowjetunion gebracht haben, als Helden. SPD und Linke haben eine antifaschistische Beziehung zu Russland. Eine ehrliche Zusammenarbeit von LINKEN und SPD erfordert Vernunft, Geduld und Zurückhaltung.“

Den ganzen Text des Interviews mit dem von Russland-News als „Nestor der Russlandpolitik in der Linkspartei“ vorgestellten Wolfgang Gehrcke finden Sie bei Russland-News,
oder Ihr lest auf meiner Website weiter.

Bitte vormerken: Am 02. Februar 2018 jährt sich zum 75. Mal der Sieg der Roten Armee in der Schlacht um Stalingrad. Und am 09. Mai des kommenden Jahres, in Russland: Tag des Sieges, werden im neu erbauten Fußballstadion Wolgograds die U18-Mannschaften Deutschlands und Russlands, unterstützt von ihren Sportverbänden, sozusagen den informellen Auftakt zu den Fußballweltmeisterschaften in Russland einläuten.
Sie können sich ja überlegen, welche der beiden Mannschaften (oder beide?!) sie leibhaftig und lautstark unterstützen wollen.

 

Empört Euch!


Kein Denkmal für islamistische Banden

Als Schirmherr unterstützt Berlins Kultursenator Klaus Lederer (DIE LINKE) eine Aktion, die sich Kunst nennt, direkt vor dem Brandenburger Tor. Dort sind jetzt die drei hochkant gestellte Busse des Deutsch-Syrers Nabaf Halbouni aufgestellt, die Schwertransporter der Bundeswehr von ihrer ersten Station, Dresden, hierhergebracht hatten. Als „Anti-Kriegs-Skulptur“ vorgestellt, sind die Busse doch letztlich eher eine politische Aktion zur Unterstützung der Al-Nusra-Front, die die Menschen in Aleppo als Geiseln genommen hatte. DIE LINKE an der Seite von islamistischen Mördern?

Es gibt einen signifikanten Unterschied in der Einschätzung des Krieges in Syrien, auch innerhalb der Linken und der Partei DIE LINKE und das nicht erst seit gestern. Was unter dem schönen Namen „Adopt the revolution“ daherkommt und von Genossinnen und Genossen wie Christine Buchholz plus Marx 21, Jan van Aken oder Katja Kipping unterstützt wird, müsste eigentlich heißen: Patenschaft für die Konterrevolution. Inzwischen ist doch völlig klar und erwiesen: Die Proteste in Syrien von 2011 wurden in Windeseile gekapert und vereinnahmt von den Muslimbrüdern und der syrischen Variante der Al Quaida, der Al Nusra-Front, die von den USA und den westlichen Staaten gern als „gemäßigte Rebellen“ bezeichnet und politisch ins Feld geführt werden. Doch sie waren es, die die Bevölkerung von Aleppo als Geiseln genommen hatten. Ihnen ein Denkmal setzen? Nicht in unserem Namen!

Wolfgang Gehrcke, Christiane Reymann

 

Zum gleichen Thema veröffentlichte Neues Deutschland am 10. November diesen lesenswerten Kommentar:

Denkmal für die Geiselnehmer
Tobias Riegel über „Al-Qaida-Kunst“ in Berlin

Die Bus-Skulptur »Monument« des Deutsch-Syrers Manaf Halbouni, die jetzt in Berlin aufgestellt wird, ist keine »Anti-Kriegs-Skulptur«, wie es allerorten heißt. Sie ist ein Denkmal für die Kämpfer der Al-Nusra-Front, die die syrische Stadt Aleppo bis zu ihrer Befreiung durch die russische und syrische Armee als Geisel für ihre westlich geförderten Umsturzfantasien genommen hatten. Für diese Geiselnahme hatte die Aleppo unzweifelhaft dominierende Al-Nusra-Front auch die Taktik der aufgestellten Busse als Straßensperren erdacht. Diesen westlich aufgerüsteten »moderaten« Al-Qaida-Terroristen ein Denkmal mitten in Berlin aufzustellen, ist ein Skandal. Der heuchlerische Akt soll dazu dienen, die eigene, längst enttarnte Lügengeschichte vom syrischen »Volksaufstand« weiter zu stützen. Kritik an solch propagandistischer »Kunst« verbietet sich übrigens nicht, nur weil sie auch von Pegida (aus ganz anderen Gründen) vorgebracht wird.

Das Kunstwerk solle Austausch bringen »darüber, wie Zerstörung, Leid und Krieg überwunden werden können«, sagte Berlins Kultursenator Klaus Lederer (LINKE). Um den (Angriffs-)Krieg gegen Syrien zu »überwinden«, müsste aber vor allem die Unterstützung jener Kämpfer eingestellt werden, die in fremden Ländern Straßensperren mit Bussen errichten. Statt dessen werden diese Kämpfer und ihre Mittel nun in Berlin geehrt.