Ça ira Nr. 39: Brief an Günter Grass (27.4.2012)

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Brief von Wolfgang Gehrcke an Günter Grass

Sehr geehrter Günter Grass,

meinen Dank für Ihren Mut, das auszusprechen, was ausgesprochen werden muss, und zwar so lange, bis sich etwas bewegt, habe ich öffentlich gemacht. Nun möchte ich Ihnen auch persönlich danken. Ich mache das auch deshalb, weil die Schmutzkampagne, mit der Sie, wie Sie sagen, gerechnet haben, noch übler als erwartet ausfiel. Ungeheuerlich war der Angriff von Josef Joffe auf Zeit online; es widerstrebt mir, daraus eine Zeile zu zitieren.
Ich möchte Ihnen danken, dass Sie Ihre Bekanntheit, Ihre Reputation in die Waagschale warfen und das thematisierten, was von den Mainstream-Medien und der herrschenden Politik verschwiegen und verdeckt wird. Die Erklärung der Friedensbewegung und der Friedensforschung zum Irankonflikt („Friedens- statt Kriegspolitik im Irankonflikt - Sanktionen und Kriegsdrohungen sofort beenden“), der wenige Tage vor dem Erscheinen Ihres Gedichts per Anzeige in die Zeitungen kam, wurde ignoriert. Das zeigt, wie hilfreich ihre Wortmeldung war und ist. weiterlesen

Stellungnahmen von Wolfgang Gehrcke zum Israel-Iran-Konflikt:

3. Februar 2012: Erklärung von Wolfgang Gehrcke: Keine deutsche Beteiligung an einem Krieg gegen den Iran! hier

"Drohen hilft nicht gegen die Drohung" Rezension des Buches von Gero von Randow und Ulrich Ladurner ´"Die iranische Bombe - ein Buch gegen eine plumpe Militärstrategie" hier lesen

Zur U-Boot-Lieferung an Israel erklärte Wolfgang Gehrcke von der Sicherheitskonferenz aus: "Aber, damit das klar ist: ich will keine deutschen Waffenlieferungen in den Nahen Osten, ich bin strikt dagegen, dass Israel ein sechstes U-Boot erhält und fordere auch von Russland, seine Waffenlieferungen an Syrien einzustellen.  hier weiterlesen

Und 2006:  "Die Lieferung von zwei weiteren U-Booten an Israel muss sofort gestoppt werden. Inmitten militärischer Auseinandersetzungen im Nahen Osten Israel zu Lasten der deutschen Steuerzahler mit insgesamt 5 U-Booten auszurüsten, kann nur als eine Stärkung der militärischen Übermacht verstanden werden. Auch durch solche Waffenlieferungen wird Deutschland indirekt zur Kriegspartei." hier geht's weiter

und noch viel mehr auf www.wolfgang.gehrcke.de


Stimmen zu Günter Grass:

NOAM CHOMSKY: Das Hauptargument ist richtig. Vielleicht ist es für Deutschland neu, aber andernorts ist es geläufig. Sogar der ehemalige Leiter der STRATCOM – des strategischen US-Kommandos, das für Atomwaffen zuständig ist – warnte vor Jahren schon, dass Israels Nuklearwaffen „äußerst gefährlich“ seien.
Ich habe über das hinaus, was ich in dieser Sache bereits häufig geschrieben habe, nichts hinzuzufügen, und ich bezweifle, dass es in diesem besonderen deutschen Zusammenhang nützlich sein könnte."

ROLF VERLEGER: "Sowohl die USA als auch Israel vertreten hier kurzsichtig ihre Interessen, und die EU spielt leider mit. Die USA wollen im ölreichen Nahen Osten nur wohlgesinnte Regimes – und sie möchten den Fehler wettmachen, dass sie mit ihrem Irak-Krieg dem Iran mehr Einfluss verschafften. Aber was ist am Iran schlechter als an Pakistan oder Saudi-Arabien? Hat der Iran kein Recht auf ökonomische und politische Entfaltung? Ahmadinedschads Rechtfertigung für seine verbalen Ausfälle ist die schwärende Wunde des Unrechts Israels: 1948 Vertreibung der Palästinenser, ihre Enteignung und gewaltsame Verhinderung ihrer Rückkehr, heute ihre Diskriminierung in Israel, ihre Rechtlosigkeit in der Westbank, ihre Einkesselung in Gaza. Israel möchte von diesem Unrecht nicht reden und setzt sich stattdessen als Opfer einer hypothetischen künftigen iranischen Atombombe in Szene. Ist dieser Themenwechsel nicht sehr willkommen?"

NORMAN PAECH: "Endlich gibt es eine Stimme, die das zur Provokation und zum Skandal erheben kann, was seit Jahren bekannt ist aber weitgehend verschwiegen wird...
...Eine Atommacht, die fast täglich Kriegsdrohungen gegen einen Nachbarstaat ausstößt, sodass nicht mehr darüber diskutiert wird, ob, sondern nur noch darüber, wann der Angriff erfolgt, ist eine Gefahr für den Weltfrieden. Auch die Leugnung des Holocaust, die Zweifel an der Beteuerung, Atomkraft nur für zivile Zwecke einsetzen zu wollen, und die Angst vor einer feindlich gesinnten Regierung geben keine Rechtfertigung für die Drohung mit einem Angriff. Denn Teheran hat nie mit einem Krieg gegen Israel gedroht. Wer aber in dieser Situation noch Trägersysteme für den Abschuss der Atomsprengköpfe liefert, kann seine  „Mitschuld durch keine der üblichen Ausreden tilgen“, wenn es zu ihrem Einsatz kommt. Was ist empörender, der Tatbestand oder seine klare Benennung, die Warnung?"

MICHEL WARSCHAWSKI: "Wenn man den Inhalt nicht angreifen kann, wird derjenige persönlich – ad hominem – angegangen: Grass’ Nazi-Vergangenheit als Teenager und seine gegenwärtige Stellung als Deutscher. Ein Deutscher ist seinem Wesen nach ein Antisemit, ausgenommen er beteuert seine bedingungslose Unterstützung des Staates Israel und dessen Regierung. In seinem letzten Text hat Günter Grass beschlossen, diese unakzeptable Erpressung zu ignorieren und die Gefahr, die von einem eventuellen israelischen Angriff auf den Iran ausgeht, anzuprangern. Damit gehört er auf die Schwarze Liste."

YONATAN SHAPIRA: "Als israelischer Aktivist und ehemaliger Hauptmann und Pilot der israelischen Luftwaffe (ein
Teil der „moralischsten Armee der Welt“) denke ich, die Hysterie sollte sich gegen die anhaltende Politik der Apartheid, des Mordens und der ethnischen Säuberungen durch die israelische Regierung und nicht gegen Grass’ Gedicht richten...Die Menschen in der Welt und insbesondere in Deutschland sollten sich fragen, warum die deutsche Regierung praktisch mit den Verbrechen der Besatzung  kollaboriert und die aggressive Politik meiner Regierung unterstützt.
Wann wird Deutschland aufwachen und verstehen, dass es diesmal bedeutet, „auf der Seite der Juden zu stehen“, jene zu unterstützen, die gegen Israels Regierung kämpfen."

Weitere Stimmen und ausführlich hier


 

ATALANTA ist eine Kriegserklärung an die somalische Bevölkerung

Jan van Aken sprach im Bundestag für DIE LINKE gegen den Antrag der Bundesregierung, Piraten in Somalia an Land mit Hubschraubern zu bekämpfen:

"Herr de Maizière, ich möchte zunächst auf drei Punkte eingehen, zu denen Sie hier schlichtweg etwas Falsches gesagt haben:

Erstens. Es gab hier noch nie einen Konsens über die militärische Bekämpfung von Piraterie. Die Linke hat das Mandat von Anfang an abgelehnt. Es war von Anfang an falsch und wird jetzt noch falscher.

Zweitens. Zu dem, was Sie über Kollateralschäden gesagt haben: Herr de Maizière, erinnern Sie sich an Kunduz? Spätestens seit Kunduz wissen wir alle in Deutschland, dass Sie in dem Moment, in dem Sie aus der Luft Ziele an Land bombardieren, immer auch die Zivilbevölkerung gefährden. weiter auf der Website von Jan van Aken. Und hier das Bundestagsvideo der Rede.


Wolfgang Gehrcke:
Grünen-Spitze weiter auf Kriegskurs

Völlig unbefriedigend für die grüne Außenpolitikerin und ehemalige Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Kerstin Müller, war die Mitteilung des FDP-Außenministers Guido Westerwelle, dass Deutschland die UNO-Beobachtermission in Syrien ausschließlich finanziell und logistisch unterstützen wird. Westerwelles Ablehnung eines UNO-Einsatzes nach Kapitel VII, der immer militärische Gewalt bedeutet, stieß auf grüne Empörung. Wie schon beim Krieg gegen Libyen ist jede deutsche Zurückhaltung, wenn es um Militäreinsätze geht, für einen Teil der grünen Politikerinnen und Politiker ein Gräuel. DIE LINKE hat wenig Veranlassung, Guido Westerwelle zu loben. Aber eine deutsche Außenpolitik der militärischen Zurückhaltung ist vernünftig. Eine Außenpolitik hingegen, die politische Vernunft durch militärische Interventionen ersetzt, wird von der LINKEN kritisiert und angegriffen, gleichgültig, in welcher Farbe sie daher kommt.

Die Lage in Syrien ist tragisch und erschütternd. Für DIE LINKE ist es oberstes Ziel, dass das Töten und Morden aufhört und schnell eine Waffenruhe realisiert wird. Erst das Schweigen der Waffen macht einen demokratischen Wandel möglich.

Für DIE LINKE gilt:
• Ja zum Kofi-Annan-Plan mit allen seinen 6 Punkten,
• Ja zur Entsendung von unbewaffneten Beobachtern; zur Zeit ist ihre Zahl auf 300 begrenzt,
• Ja zur ungehinderten Bewegungsfreiheit der UN-Beobachter in Syrien,
• Ja zu humanitärer Hilfe und der logistischen wie finanziellen Unterstützung derselben,
• Nein zu militärischer Gewalt,
• Nein zu den Forderungen aus den USA und Frankreich, im Weltsicherheitsrat eine Kapitel-VII-Mission durchzusetzen.

Wir appellieren an alle am Konflikt beteiligten Seiten, die Gewalt einzustellen!


Wolfgang Gehrcke:
Europa gegen Krise und Krieg

Die Krise in Europa, die einseitige Positionierung von europäischen Regierungen auf der Seite der Banken, die brutalen sozialen Kahlschlagprogramme zeitigen ihre Opfer. Nicht nur die Bevölkerung der EU-Länder, auch Regierungen springen über die Klinge der Macht. In Frankreich steht Sarkozy vor der Abwahl, in Griechenland wird am 6. Mai neu gewählt – Meinungsumfragen zeigen hier eine Mehrheit für die drei Linksparteien. Nur, dass leider die Linken Griechenlands keinen gemeinsamen Weg finden. Das ist deutschen Linken ja auch nicht unbekannt. In Tschechien ist die Regierung am Ende, es wird neu gewählt und auf Platz 2 der Meinungsumfragen liegt mit 23 Prozent, knapp hinter den Sozialdemokraten, die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens. Aber aufgepasst! Meinungsumfragen sind noch keine Wahlergebnisse. Gleichauf, allerdings auch nur in den Umfragen, liegen in den Niederlanden die Sozialistische Partei und die Sozialdemokraten.

In Dänemark hat die Partnerpartei der LINKEN, die Rot-Grüne Einheitsliste, mit einem EU-kritischen Kurs ihre Ergebnisse verbessert und toleriert die sozialdemokratische Minderheitsregierung. In Spanien hat die Vereinigte Linke ihr Ergebnis verdreifacht. Für Europa gilt: Links muss Protest sein und Protest wird bei Wählerinnen und Wählern wahrgenommen und gewählt. Aber die bange Frage vieler ist: Was wird in Deutschland sein – bei den Wahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen? Das Schwächeln der Linken in Deutschland ist dann zu überwinden, wenn das Profil der LINKEN wieder klarer wird, wenn die Beschäftigung mit sich selbst nicht den politischen Disput in der Gesellschaft überlagert und wenn sich endlich auch die LINKE wieder politisiert.

 

Aktionen

Wir sind dabei!

Friedens- statt Kriegspolitik im Irankonflikt Sanktionen und Kriegsdrohungen sofort beenden

Die Erklärung aus der Friedensbewegung und der Friedensforschung hier und hier unterschreiben

Blockupy Frankfurt

blockupy"Wir möchten, dass durch diese Aktionstage eine globale Aufmerksamkeit auf die Finanz- und Wirtschaftspolitik der Troika und der Regierung gelenkt wird. Kommt alle zu den Aktionstagen und zeigt durch vielfältige Texte und Aussagen Eure Meinung über die aktuelle Situation. Wir zählen auf jeden Einzelnen." (aus dem Aufruf).

DIE  LINKE ruft alle zur Teilnahme auf. Infos hier

Occupy Frankfurt:
Protestmarsch nach Berlin.

Die Stationen sind auf der Website angegeben, einige davon auch in Hessen. Da kann viel Solidarität organisiert werden entlang der Route, an den Etappenzielen: Essen und Trinken, Musik, Diskussionen u.v.m. Hier die Infos


Warner vor dem Krieg bekommen keine Stimme

Diether Dehm, linker Abgeordneter des Bundestags, wollte eine Anzeige im Zeitungskonzern Madsack, der in Niedersachsen meinungsbeherrschend ist, schalten mit dem einfachen Text "Kein Krieg gegen den Iran!" und einem Verweis auf www.weltnetz.tv, wo die Kriegsvorbereitungen dokumentiert werden. Der Verlag lehnte rundweg ab. Selbst sein Rückzugsangebot, nur den Satz von Willy Brandt "Krieg ist die ultima irratio" zu zitieren, wurde abgelehnt.

Gregor Gysi hat sich deswegen in einem Schreiben an den Konzern gewandt und das Verhalten scharf kritisiert. Hier der Brief


Warnung vor langsamem nationalen Suizid

Der Kolumnist der New York Times und Nobelpreisträger Paul Krugman schreibt in seinem New York Times Blog Conscience of a Liberal: “Wie viele liberale amerikanische Juden vermeide ich im Grunde darüber nachzudenken, wohin Israel geht. Von hier aus scheint es einleuchtend, dass die engstirnige Politik der gegenwärtigen Regierung im Grunde eine Form des allmählichen, langfristig angelegten nationalen Suizids ist – und das ist schlecht für die Juden überall, um nicht zu sagen der Welt.“


In der New York Times gefunden: "Ich glaube, er würde damit einen enormen Fehler begehen, und ich glaube nicht, dass er diese Grenze überschreiten will", sagte der Generalstabschef der israelischen Armee, Generalleutnant Benny Gantz  der linksliberalen Zeitung Haaretz in Bezug auf Ayatollah Ali Chamenei
"Ich glaube, dass die iranische Führung aus sehr vernünftigen Menschen zusammengesetzt ist", fügte General Gantz hinzu. "Aber ich gebe zu, dass eine solche Fähigkeit, in den Händen von islamischen Fundamentalisten, die zu einem anderen Zeitpunkt anders kalkulieren könnten, gefährlich ist."


Rückspiegel

Vor 75 Jahren Angriff auf Gernika

Am 26. April 1937, bombardierte die Legion Condor, jener Verband der Luftwaffe Nazi-Deutschlands, der dem Putschisten-General Franco zu Hilfe kam, zusammen mit italienischen Flugzeugen Gernika. Die baskische Kleinstadt war ohne jede militärische Bedeutung, die Opfer der völkerrechtswidrigen Intervention waren Zivilisten. Dieser Terrorangriff aus der Luft war eine Art Testfall für die barbarische Kriegführung, die im Zweiten Weltkrieg von der Luftwaffe der Nazi-Wehrmacht praktiziert wurde. Ehrendes Gedenken an die Verbrechen der Legion Condor war in West-Deutschland noch sechzig Jahre später „political correct“.

Am Samstag, 28. April, wird DIE LINKE Wittmund mit dem „Aktionsbündnis Frieden und Entmilitarisierung“ ab 10 Uhr mit einer Freiluftausstellung Am Markt / Ecke Osterstraße der Zerstörung der baskischen Stadt Gernika durch deutsche Bomber der Legion Condor gedenken. Mit Informationen und einer Kundgebung soll an dieses erste große Verbrechen Deutschlands gegen das Kriegsvölkerrecht erinnert werden. Die Aktion richtet sich auch gegen deutsche Beteiligung an militärischen Auslandseinsätzen und wird die Debatte um die Bundeswehrreform öffentlich machen. Die Wittmunder Friedensfreunde kämpfen unter anderem darum, dass das Jagdgeschwader 71 „Richthofen“ nicht länger den Namen eines „Kriegshelden“ (Manfred von Richthofen) des Ersten Weltkrieges tragen soll, wenn es denn schon überhaupt existieren muss. Ganz abgesehen davon, dass ein von Richthofen (Wolfram von Richthofen) maßgeblich an der Planung und Durchführung des grausamen Bombardements von Gernika beteiligt war.

 

Termine

28. April 2012 | 11.00
Gernika - Erinnerung und Mahnung, am Markt Wittmund

 

1. Mai 2012

Maidemonstration

 

4. und 5. Mai 2012

Parteitag der Rot-Grünen Einheitsliste Dänemark in Kopenhagen

 

6. und 7. Mai 2012

Parteivorstandssitzung

 

7.-11. Mai 2012

Sitzungswoche


„Man muss nüchterne, geduldige Menschen erschaffen, die nicht verzweifeln angesichts der schlimmsten Schrecken und sich nicht an jeder Dummheit begeistern.“

Antonio Gramsci