Prostitution ist das Gegenteil von freier Sexualität

Erklärung zu unserem Abstimmungsverhalten am 7. Juli im Deutschen Bundestag
07.07.2016
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Heike Hänsel, Wolfgang Gehrcke

Wir haben zu allen Gesetzentwürfen, Anträgen und Entschließungen betreffend Prostitution mit NEIN gestimmt, auch zu dem von unserer eigenen Fraktion vorgelegten Dokument zum TOP 18 am 7.7.2016 nach §31 der Geschäftsordnung

Wir sind für eine freie, lustvolle Sexualität. Gekaufter Sex hat damit nichts zu tun. Er unterwirft vielmehr den Körper der sich Prostituierenden der willfährigen Verfügung durch den Käufer.

Prostitution ist das Gegenteil von sexueller Selbstbestimmung. Prostitution ist organisierte Gewalt gegen Frauen und auch Männer. Die erdrückende Mehrheit der Prostituierten wird regelmäßig sexuell und psychisch missbraucht, sie wird von Freiern und Zuhältern vergewaltigt, körperlich angegriffen, geschlagen, sie lebt unter ständiger Androhung von Gewalt.

Prostitution und Menschenhandel gehen Hand in Hand. In der Europäischen Union sind über 60 Prozent des Menschenhandels auf sexuelle Ausbeutung gerichtet – und hier werden Milliarden Euro verdient: vom organisierten Verbrechen, nicht von den Prostituierten. Die kommen vielmehr aus und bleiben letztlich in Armut.

Prostitution in Deutschland ist ein rassistisches Ausbeutungsverhältnis. Etwa zwei Drittel der sich Prostituierenden hierzulande kommen aus Osteuropa, namentlich aus Bulgarien und Rumänien.

Auch unter den legalen Bedingungen wird Prostitution ständig und fortschreitend entwertet in einem Preis- und Leistungswettbewerb nach unten. Prostitution wird zum Akkord und Akkord ist bekanntlich Mord.

Prostitution ist ein zutiefst hierarchisches Verhältnis, in dem nicht die Arbeitskraft der sich Prostituierenden benutzt (und verbraucht) wird, sondern ihr Körper und ihre Seele als Ganzes. Prostitution als solche widerspricht allen Kriterien, die an „normale Arbeit“ angelegt werden wie: der körperlichen Unversehrtheit, Würde, Selbstbestimmung.

Der Gesetzentwurf der Koalition bedeutet eine weitere Stigmatisierung und Entrechtung der Prostituierten. Das ist der fasche Weg. Wir brauchen keine schärferen Gesetze, sondern eine breite Diskussion in der Gesellschaft, wie wir uns einem Leben ohne Prostitution annähern können.

Heike Hänsel und
Wolfgang Gehrcke