vom Parteitag der portugiesischen Kommunisten in Almada, 2. Dezember 2012
Bei aller Unterschiedlichkeit, die wir innerhalb der einzelnen Länder, zwischen den linken Parteien, in den verschiedenen europäischen Regionen haben, wir müssen Wege finden, miteinander zu diskutieren, zusammenzuarbeiten und gemeinsam zu kämpfen, sonst macht das Kapital uns ein.
Von der Debatte im Bundestag über die erneute Bankenrettung in Griechenland - tolle Rede von Sahra Wagenknecht - mache ich mich auf den Weg, erst nach Köln zum SDS-Kongress und dann weiter nach Lissabon. In Almada tagt der Parteitag der Kommunistischen Partei Portugals.
In Portugal ebenso wie in Griechenland und Spanien war der Generalstreik im November ein großer Erfolg. Und selbst die noch kleinen Demonstrationen der Solidarität in Deutschland wurden aufmerksam und mit Freude wahrgenommen. Die Kommunistische Partei Portugals ist erfahren, kampfstark und durchsetzungsfähig. Doch irgendwie ist auf diesem Parteitag vieles anders als früher. Ein sehr großes Präsidium, die ausländischen gäste sind in alphabetischer Reihenfolge der Ländernamen platziert. Fast jede Rede wird mit Zurufen "Lang lebe die Kommunistische Partei!" oder häufiger "Der Kampf geht weiter!" abgeschlossen. Die Delegierten streiten kaum untereinander, sondern berichten von ihren Erfahrungen vor Ort. Fremd geworden für mich, aber interessant.
In vielen Gesprächen, auch mit der Leitung der Kommunistischen Partei, findet besonders ein Gedanke Ausdruck: Bei aller Unterschiedlichkeit, die wir innerhalb der einzelnen Länder, zwischen den linken Parteien, in den verschiedenen europäischen Regionen haben, wir müssen Wege finden, miteinander zu diskutieren, zusammenzuarbeiten und gemeinsam zu kämpfen, sonst macht das Kapital uns ein.
Ich denke zurück an meine internationalen Treffen der vergangenen Monate, an die Gespräche mit der nordischen Linken in Kopenhagen, mit meinen Freunden aus den Niederlanden, mit den kämpfenden genossinnen und Genossen aus Spanien, Griechenland, Italien, Frankreich und jetzt Portugal; ich denke an die Linken in Osteuropa, die Lage in den verschiedenen Regionen und Ländern. Die Stärke der Parteien ist höchst unterschiedlich, aber wenn wir keinen Weg zueinander finden, wird ein anderes Europa nicht möglich. Einheit in der Vielfalt, das ist das Gebot der Stunde!
Auf dem Parteitag der portugiesischen Kommunistinnen und Kommunisten wird ein kleiner Film gezeigt und plötzlich sehe ich Alvaro Cunhal auf der Leinwand. Im kommenden Jahr feiert die KP seinen 100. Geburtstag. Alvaro Cunhal, das ist die Nelkenrevolution zusammen mit der Bewegung der Streitkräfte und den Generälen Otelo de Carvalho und Vasco dos Santos Gonçalves. Alvaro Cunhal, das ist der Kampf der portugiesischen Linken gegen die Kolonialpolitik in Angola, Mosambik und Guinea-Bissau. Alvaro Cunhal, das ist der Kampf gegen den Salazar-Faschismus, die Flucht aus dem land und die heimkehr mit der portugiesischen Revolution.
Ich habe Cunhal mehrmals getroffen in den verschiedenen Zeitabschnitten, als Kämpfer in der Emigration, als Parteivorsitzenden auf internationalen Konferenzen der kommunistischen Parteien, auch in Hamburg nach der Nelkenrevolution. Cunhal war nie ein einfacher Diskussionspartner, aberseinem Charisma, seiner Gradlinigkeit konnte man sich schwer entziehen. Ich freue mich, dass sein wirken in der Kommunistischen Partei Portugals noch immer lebendig ist, und bin gespannt, was im nächsten Jahr über ihn geschrieben, gesprochen und diskutiert werden wird.
A luta continua! Der Kampf geht weiter!
http://www.youtube.com/watch?v=66I7rYEKkPs