Rente mit 67?

04.12.2012
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Im August erhielt ich Post aus Wiesbaden, von Kollegen des Kreisvorstandes der IG BAU. Sie schilderten ihre Sorgen und Bedenken zu den Rentenplänen und baten um eine Stellungnahme, wie wir LINKEN zur Rente mit 67 stehen (meine Antwort hier ...). Am 3. Dezember trafen wir uns in Wiesbaden zum Gespräch.

Gespräch mit der IG BAU Wiesbaden - Rheingau-Taunus am 3. Dezember 2012


Für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Bau- und Baunebengewerbe, in der Landwirtschaft, im Forst und im Umweltschutz sind Fragen der Rente, der Alterssicherung in Zeit und Höhe zentrale Fragen der Lebensführung. Die Gewerkschaft Bauen – Agrar – Umwelt tritt sehr aktiv gegen die Rente mit 67 ein und ihre Gliederungen haben sich vorgenommen, mit Abgeordneten Vereinbarungen zu treffen, ob und wie man in dieser Sache zusammenarbeiten kann. Die „Wiesbadener“ sind da sehr aktiv und haben mich gestern zu einem Gespräch eingeladen. Die noch immer körperliche Schwere der Arbeit insbesondere auf dem Bau trägt ebenso wie die psychischen Belastungen in anderen Berufen erheblich dazu bei, dass kaum ein Kollege bis zum gesetzlichen Rentenalter arbeiten kann - heute schon.

Typische Beispiele, über die wir reden, sind ein Gerüstbauer und eine Krankenschwester. Ein Kollege berichtet im Gespräch, wie er Zeit seines Lebens schwer gearbeitet hat und heute auf Grundsicherung angewiesen ist. Zu wenig Geld, um vernünftig leben zu können, und die Entwürdigung, laufend alle finanziellen Belange offen legen zu müssen. Die Unsicherheit und die Angst vor dem Alter ist wieder da.

Wir haben miteinander verabredet, dass der Kreisvorstand der IG BAU Wiesbaden nach Berlin eingeladen wird, um den „Parlamentsbetrieb“ mal etwas näher in Augenschein zu nehmen und, was den Kolleginnen und Kollegen wie auch mir wichtig ist, über die speziellen Vorschläge und Forderungen der BAU für eine „Übergangszeit“ zu sprechen. „Übergangszeit“ meint, wenn jemand aus unterschiedlichen Gründen vor dem gesetzlichen Rentenalter aus dem Erwerbsleben ausscheiden muss, also noch keine gesetzlichen Rentenleistungen erhält, aber nicht auf Hartz IV angewiesen sein soll. Konkret also das Problem zwischen gesetzlichem Rentenalter und tatsächlichem „Renteneintritt“. Die Kollegen der BAU wollen gern in unserer Fraktion ihre Vorschläge und Ideen vorstellen. Das finde ich toll.

Wir sprechen auch darüber, was an Aktionen denkbar ist, und dass auch in Deutschland, ähnlich wie in Portugal, Spanien und Griechenland politischer Druck aufgebaut werden muss. Ich berichte von meinen Erfahrungen aus Portugal und es keimt so etwas wie ein Verständnis auf, dass auch die Gewerkschaftsbewegung eine internationale ist. Auch daran will ich gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen weiter arbeiten.